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06.06.2025

Vision 2050 für den bedeutendsten Arbeitsstandort der Ostschweiz

Heute zählt das ASGO-Areal rund 800 Unternehmen mit 15'500 Arbeitsplätzen Bild: zVg
Erstmals liegt eine gemeinsame Vision für das ASGO-Gebiet vor: Der bedeutende Wirtschaftsraum zwischen St.Gallen-West, Gossau Ost, Gaiserwald und Herisau will sich bis 2050 gezielt und koordiniert neu ausrichten.

Seit über 100 Jahren ist das ASGO-Gebiet geprägt durch Industrie, Logistik und Produktion. Heute befinden sich dort rund 800 Unternehmen mit 15'500 Arbeitsplätzen – darunter Grossbetriebe wie Coop, Migros, SPAR oder Bell. Hinzu kommen rund 6’000 Einwohnerinnen und Einwohner. All das verteilt auf ein Areal von über 500 Fussballfeldern. Die Bedeutung ist überregional, ja national: ASGO zählt zu den wichtigsten Güterumschlagplätzen der Schweiz. Trotzdem war die Entwicklungszukunft lange unklar – bis jetzt. «Wir haben mit dem heute präsentierten Entwicklungsbericht ein Fundament geschaffen, das erstmals alle Interessen zusammenführt», sagt Andreas Schläpfer, Gesamtprojektleiter ASGO anlässlich einer Medienkonferenz im Kybun Park. «Die Vision 2050 schafft Orientierung und Verbindlichkeit.»

Fünf Räume, eine gemeinsame Zukunft

Die neue Entwicklungsplanung unterteilt das Areal in fünf spezifische Teilräume, die je eigene Stärken und Entwicklungsschwerpunkte aufweisen:

  • Produktion und Logistik Gossau Ost: Hier soll das industrielle Herz schlagen – Grosshandel und Produktion bleiben dominant.
  • Bahnhofquartier Gossau Ost: Ein Ort im Wandel – gezielte Aufwertung mit Mischnutzung für Wohnen, Arbeiten und Mobilität.
  • Winkeln: Etabliertes Wohn- und Arbeitsgebiet mit Potenzial für Verdichtung und verbesserte Lebensqualität.
  • Geissbergareal: Zentrum für Freizeit, Sport und Einkauf mit grossen Siedlungsreserven.
  • Nordhalde Herisau: Zukunftsgerichteter Gewerbestandort mit hoher Arbeitsplatzdichte.

Wolfgang Giella, Stadtpräsident Gossau, fasst die Herausforderung so zusammen: «Wir haben riesige Potenziale – aber auch grosse Aufgaben. Wir können diese Entwicklung nur gemeinsam erfolgreich gestalten.»

  • Spielerische Übersetzung: Ein Tag im ASGO Powerhouse Bild: zVg
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  • Gossaus Stadtpräsident Wolfgang Giella erklärt die Bedeutung des Areals Bild: zVg
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Was bis 2050 erreicht werden soll

Die Zahlen sprechen für sich: 48 Prozent mehr Arbeitsplätze und 14 Prozent Bevölkerungswachstum bis 2050. Damit steigt der Druck auf Raum, Mobilität und Infrastruktur. Die Vision definiert deshalb einen Zielzustand mit folgenden Eckpfeilern:

  • Verdichtung statt Zersiedelung
  • Verbesserte Verkehrserschliessung (inkl. ASGO-Buslinie)
  • Mehr Freiräume, Fuss- und Veloverbindungen
  • Urbane Mischnutzungen in Kernlagen
  • Klimaverträgliche Entwicklung und Anpassungsstrategien

Regierungsrätin Susanne Hartmann hebt die Bedeutung übergeordneter Planung hervor. Denn nur so könne man den Zielzustand erreichen: «Wir müssen die Räume gemeinsam denken. Es geht um Erreichbarkeit, aber auch um Anpassungsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel.»

Ein Schulterschluss über alle Ebenen hinweg

Dass ein solcher Prozess möglich wurde, sei dem Engagement vieler Akteure zu verdanken, wurde an der Medienkonferenz immer wieder betont – von Gemeinden und Kantonen über Unternehmen bis zu den beiden Wirtschaftsverbänden HIG und IVW. «Planungssicherheit ist für die Wirtschaft zentral», betont Mario Bruderer, Präsident des Industrie- und Gewerbevereins St.Gallen-West. «Nun wissen wir: Die Region bekennt sich klar zu diesem Standort – das ist ein starkes Signal.» Claudio Cavelti, Präsident der Handels- und Industrievereinigung Gossau, ergänzt: «Nicht jedes Unternehmen kann allein Grosses bewegen. Es braucht eine gemeinsame Vision – und eine Ermöglichungskultur.» Ein schönes Wort, angesichts der wachsenden Herausforderungen von solchen Grossprojekten. Ein sichtbares Zeichen des Schulterschlusses: die «Charta ASGO-Gebietsentwicklung 2050», unterzeichnet von allen beteiligten Gemeinden, den beiden Kantonen, den Wirtschaftsverbänden, der Agglomeration St.Gallen-Bodensee und dem Verein ASGO. Sie bekräftigt den Willen, die nächsten Schritte gemeinsam zu gehen.

Der Weg zum Ziel: ab jetzt beginnt die Umsetzung

Die Charta soll nicht das Ende, sondern der Anfang sein. Die Erkenntnisse aus dem Entwicklungsbericht fliessen nun in das «Programm ASGO-Gebietsentwicklung 2050», das bis Ende Jahr ausgearbeitet wird. Erste Teilplanungen – etwa in Winkeln und beim Bahnhof Gossau Ost – sind bereits lanciert. Die Finanzierung erfolgt durch Gemeinden, Unternehmen und die öffentliche Hand – projektbezogen und im gewohnten Rahmen. «Das ASGO-Gebiet hat beste Voraussetzungen, um ein Leuchtturmprojekt für die Ostschweiz zu werden», sagte Regierungspräsident Beat Tinner an der Medienkonferenz. «Doch jetzt beginnt die eigentliche Arbeit.»

 

Beat Tinner, Regierungspräsident Kanton St.Gallen und Vorsteher Volkswirtschaftsdepartement, Susanne Hartmann, Regierungsrätin Kanton St.Gallen und Vorsteherin Bau- und Umweltdepartement, Markus Buschor, Stadtrat St.Gallen und Vorsteher Direktion Planung und Bau, Wolfgang Giella, Stadtpräsident Gossau, Mario Bruderer, Präsident Industrie- und Gewerbeverein St.Gallen-West (IVW), Claudio Cavelti, Präsident Handels- und Industrievereinigung Gossau (HIG), Andreas Schläpfer, Gesamtprojektleiter ASGO Bild: zVg
Gossau24/David Hugi