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Schweiz
29.06.2025

Börsen-Fokus weiter auf Nahost

Christopher Chandiramani: «Geld anlegen bleibt anspruchsvoll, aber Aktien bieten im gegenwärtigen Umfeld grössere Gewinnchancen als Anleihen.» Bild: Linth24
US-Eintritt in Israel-Iran-Krieg schockierte und liess Börsen schwach starten; Erholung nach Waffenruhe. SMI plus 0.92 Prozent: 11'980 Punkte. Ölpreis beruhigt, Dollar auf Tiefst.

Zu Wochenbeginn griffen amerikanische Tarnkappenbomber die Atomanlagen im Iran an. Trotz der Bombardierung im Iran blieb der Ölmarkt relativ besonnen. Seit der Invasion der Israelis und den Gegenangriffen des Iran ist der Ölpreis um etwa 10 Prozent gestiegen. Nach zwei Tagen hatte US-Präsident Donald Trump eine Feuerpause verkündet. Die Waffenruhe ist aber fragil. Am Montagmorgen kostete Rohöl der Sorte Brent knapp 77 Dollar pro Fass. Damit liegt er wenig höher als vor einem Jahr, ist teilweise sogar tiefer als vor dem Beginn des Ukrainekriegs.

Die US-Wirtschaft hat Anfang 2025 überraschend viel Tempo verloren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank in den ersten Monaten 2025 aufs Jahr hochgerechnet auf minus 0.3 Prozent. Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten mit  plus 0.3 gerechnet. Im Schlussquartal 2024 hatte es noch zu einem Anstieg von 2.4 Prozent gereicht. Trumps Handelskrieg wird sich laut dem Internationalem Währungsfonds IWF nicht auszahlen

Der höchste Wechselkurs Schweizer Franken zu US-Dollar wurde am 27. Juni 2025 verzeichnet. Dabei entsprach 1 USD nur noch 80 Rappen. Diese Währungsrelation widerspiegelt die zunehmende Wirtschaftsschwäche der USA.

Am 24.-25. Juni fand in Den Haag der NATO-Gipfel statt. Die Alliierten verpflichteten sich auf Drängen der USA hin zu drastisch höheren Verteidigungsausgaben. Spätestens ab 2035 muss jedes Mitglied jährlich fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Verteidigung und Sicherheit investieren.

Im Handelskonflikt mit der EU haben die USA am Donnerstag ein neues Angebot vorgelegt. Die EU-Kommission bestätigte den Eingang eines entsprechenden US-Dokuments. Der Inhalt ist noch unbekannt.

Kampfflugzeug-Debakel: Wie der Bundesrat am Mittwoch mitgeteilt hat, könnten die neuen Kampfjets F-35 nun bis zu CHF 1.35 Mrd. teurer zu stehen kommen. Der Grund ist die Inflation in den USA, insbesondere im Jahr 2022. Es geht bei diesem Missverständnis um einen angeblichen «Festpreis»-Vertrag.

Unternehmensnachrichten

Der Zement- und Baustoffkonzern Holcim (CHF 59.32) hat sein US-Geschäft unter dem Namen Arize (CHF 39.13) abgespalten, beide notierten zusammen leicht höher als der Aktienkurs von Holcim vor der Aufspaltung.

Der Maschinenbauer Klingelnberg hat im vergangenen Geschäftsjahr, das Ende März endete, einen Rekordumsatz erreicht. Der Nettoumsatz stieg auf EUR 309.1 Mio. (+5.6 Prozent gegenüber Vorjahr). Hingegen sank der Betriebsgewinn auf Stufe Ebit auf EUR 16.2 Mio. (−8.6 Prozent). Der Nettogewinn sank auf EUR 10 Mio. (−7.2 Prozent). Die Dividende soll stabil CHF 0.50 betragen. Für 2025 ist das Management zuversichtlich, Prognosen sind aber wegen Unsicherheiten kompliziert.

Der Energieversorger BKW will im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen einen Grossbatteriespeicher bauen. Die Leistung soll 300 MW, die Speicherkapazität 600 MWh betragen. Die Investitionen belaufen sich auf EUR 200 Mio. Baubeginn ist 2026, die Inbetriebnahme 2028.

Der Reisedetailhändler Avolta (früher Dufry AG) hat vor dem Kapitalmarkttag die Finanzziele bestätigt. Demnach strebt er bis 2027 ein organisches Umsatzwachstum von 5 bis 7 Prozent pro Jahr an, und die Ebitda-Marge soll jährlich um 20 bis 40 Basispunkte steigen.

Die Elektrotechnikgruppe Carlo Gavazzi hat wie im Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende März) einen deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgang verbucht. Daher soll keine Dividende ausgeschüttet werden. Der Betriebsgewinn brach um rund drei Viertel auf CHF 6.7 Mio. Fr. ein, unter dem Strich verdiente Carlo Gavazzi noch CHF 4.1 Mio. (VJ: 18.7 Mio.).

Der Werkzeugmaschinenhersteller StarragTornos rechnet für das erste Halbjahr mit einem negativen Betriebsgewinn und einem Verlust. Als Grund dafür nennt er die geopolitischen Verwerfungen.

Die Fusion der Versicherungen Baloise und Helvetia wurde am 23. Mai 2025 von den Aktionären beider Unternehmen genehmigt. Die endgültige Umsetzung der Fusion wird im vierten Quartal 2025 erwartet, nachdem die Wettbewerbsbehörden ihre Zustimmung erteilt haben.

Aussichten

In wenigen Tagen haben wir das 1. Halbjahr 2025 hinter uns. Es war ein turbulenter Zeitabschnitt, geprägt vom Zollstreit der USA mit anderen Handelspartnern, dem Streit der US-Regierung mit den Universitäten und der Ausländer- bzw. Abschiebungspolitik. Neu ist der Nahostkrieg zwischen Israel-und Iran mit einem fragilen momentanen Waffenstillstand. In Europa und der Schweiz wurden die Leitzinsen gesenkt. Die Notenbank in den USA weigert sich weiterhin, die Geldpolitik zu lockern. Hier geht es vor allem einen Machtstreit zwischen Trump und dem Notenbankpräsidenten. Geld anlegen bleibt momentan anspruchsvoll, die Risiken bleiben hoch, auch wegen der Verschuldungsproblematik, aber Aktien bieten im gegenwärtigen Umfeld immer noch grössere Gewinnchancen als Anleihen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24