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Wirtschaft
12.07.2025
12.07.2025 06:39 Uhr

Handelspolitik verunsichert Börse - Bitcoin im Aufwind

«Bezüglich Halbjahresergebnissen dürfte es kaum Überraschungen geben», meint Christopher Chandiramani zu den nächsten Aussichten. Bild: Linth24
Sorgen über die US-Zollpolitik prägen Börsenhandel. Präsident Trump sandte 14 Ländern Androhungen von Zöllen bis 40 Prozent. SMI minus 0.36 Prozent: 11'937 Punkte. Krypto-Rekord.

Die Hausse der Kryptowährungen setzt sich fort. Der Bitcoin erreiche Rekordhöhen von über 118'000 USD. Die Nachfrage nach Digitalwährungen steigt momentan stark. Verschiedene Faktoren verstärken den Trend, darunter die kryptofreundliche Haltung der US-Regierung und eine wachsende Zahl von Unternehmen und Notenbanken, welche Bitcoins akkumulieren.

Zögernde Aufhellung der Konsumentenstimmung: Nachdem der Handelskonflikt die Stimmung eintrübte, verbessert sie sich wieder allmählich. Die Wirtschaft schwächelt aber weiterhin, der tiefere US-Dollar belastet zunehmend die Exporte.

Die Stimmung der Schweizer Konsumenten hat sich im Juni zwar aufgehellt. Der Blick in die Zukunft bleibt jedoch trübe. Im Juni stieg der vom Staatssekretariat Seco berechnete Index zur Konsumentenstimmung im Jahresvergleich um 4.4 Punkte auf minus 32.2 Punkte an. Im April hatte sich die Stimmung deutlich verschlechtert – auch aufgrund der US-Zölle war sie auf minus 42.4 gefallen. Seitdem ging es wieder leicht nach oben.

Der Schweizer Hypothekarmarkt ist seit 2024 unterdurchschnittlich gewachsen. Zudem haben die Banken mit Hypotheken weniger verdient als vorher. Zu diesem Schluss kommt eine Hypothekarmarkt-Studie von MoneyPark. Demnach wuchs der Hypothekarmarkt im letzten Jahr um 2.6 Prozent oder CHF 32 Milliarden. Damit ist das Wachstum erneut unter den langjährigen Durchschnitt von 3 Prozent gefallen. Ursachen sind tiefere Zinsen sowie schärfere Regulierungen der Behörden.

Postfinance kündigt einen grösseren Stellenabbau an. Bis Ende November sind bis zu 141 Kündigungen geplant, dazu kommen bis zu 73 arbeitsvertragliche Anpassungen.

Unternehmensmeldungen

Der Schokoladeproduzent Barry Callebaut meldet per Ende Mai für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres einen Rückgang der Absatzmengen um 6.3 Prozent auf 1.60 Mio. Tonnen. Im Kakaogeschäft betrug die Minderung 11.3 Prozent, im Schokoladengeschäft 5.1. Analysten hatten im Schnitt mit einer Gesamtabnahme von 5.1 Prozent gerechnet. Der Umsatz ist preisbedingt um 49.5 Prozent (in lokalen Währungen um 56.7 Prozent) auf CHF 10.95 Mrd. gestiegen.

Der Telekom Konzern Sunrise vertreibt nun auch Versicherungen. Nach Swisscom folgt nun auch Sunrise: Neben den bekannten Dienstleistungen wird das Unternehmen künftig auch Reise- und Cyberversicherungen anbieten. Sunrise ergänze die Telekom-Produktpalette seit einiger Zeit mit Zusatzangeboten wie Zahlungsdiensten oder Cybersecurity-Produkten. Die Versicherungen sind nun eine weitere Ergänzung.

Der Spezialitätenchemiekonzern Ems Chemie hat im ersten Halbjahr mit 1.02 Mrd. Fr. 6.2 Prozent weniger Umsatz eingefahren als im Vorjahr. Wechselkurse belasteten mit 2.5 Prozent. Der Betriebsgewinn (Ebit) stieg jedoch um 1.4 Prozent auf 296 Mio. Die Ebit-Marge ist bei Ems-Chemie mit 29 Prozent etwas höher. Ems-Chemie spürte die handelspolitischen Spannungen des ersten Halbjahres, strukturierte nach eigenen Angaben aber auch die eigenen Lieferketten um. Für 2025 geht sie unverändert von einem währungsbedingten Nettoumsatz unter Vorjahr und einem leicht höheren Ebit aus.

Über das grösste Schweizer Luftdrehkreuz, den Flughafen Zürich, reisten im ersten Halbjahr 15 Mio. Passagiere, so viele wie noch nie im vergleichbaren Zeitraum. Im Juni waren es 2.93 Mio. Reisende, 4.5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl lokaler Passagiere stieg gut 10 Prozent.

Die auf Anlagen im Privatmarktsegment spezialisierte Partners Group kündigt die Übernahme eines bedeutenden Mehrheitsanteils am indischen Kreditgeber Infinity Fincorp Solutions an. Der Wert des Investments beläuft sich auf umgerechnet USD 230 Mio. Die in Mumbai ansässige Gesellschaft bedient Unternehmer und Kleinbetriebe in Gebieten, die keine oder nur wenige Banken haben. Seit der Gründung hat Partners Group USD 2.5 Mrd. in Indien investiert.

Die Transport- und Logistikgruppe Kühne + Nagel setzt ihre Zusammenarbeit mit dem österreichischen Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine fort. Die seit rund zwanzig Jahren währende Partnerschaft wurde um weitere drei Jahre verlängert.

Aussichten

Der Handelsstreit mit den USA ist noch nicht ausgestanden. Die US-Zölle schaden Amerika und der ganzen Weltwirtschaft, schwächen den Handel und wirken inflationär. Der US-Dollar dürfte weiterhin darunter leiden. Auch die geopolitische Lage ist unbefriedigend, Krieg in der Ukraine und die explosive Situation im Nahen Osten. Die Zinsen könnten demnächst ihren Tiefpunkt erreichen, insbesondere in Europa. Sinkende US-Zinsen würden den Dollar ein weiteres Mal schwächen. Die Staatsschulden wachsen immer noch beträchtlich (Aufrüstung). Bezüglich Halbjahresergebnissen dürfte es kaum Überraschungen geben. Der generell starke Schweizerfranken könnte ebenfalls noch eine Zeitlang deutliche Spuren hinterlassen. Hilfreich in dieser Situation wäre höchstens eine verlässlichere US-Aussenpolitik.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Herisau24