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Gast-Kommentar
Kultur
21.09.2025

"Ein Feiertag mit Zukunft – der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag"

Bild: Kath. Seelsorgeeinheit Gossau
Pater Andy Givel, Pfarradministrator der Seelsorgeeinheit Gossau, teilt in einem Gast-Kommentar seine Gedanken zum heutigen Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag.

Es gibt Feiertage, die jede und jeder kennt – Weihnachten, Ostern, den 1. August. Und es gibt den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Ein Tag, der einst selbstverständlich im Kalender stand, heute aber beinahe unbemerkt vorbeizieht. Wer ihn überhaupt wahrnimmt, stolpert vielleicht über den eigenwilligen Namen: Dank, Busse, Beten – Worte, die nicht unbedingt nach moderner Lebenswirklichkeit klingen.
Und doch steckt darin eine erstaunliche Aktualität.
Dank – das klingt schlicht, fast selbstverständlich. Aber wer bewusst innehält, merkt: Dankbarkeit ist alles andere als Routine. Wir leben in einem Land, das Frieden, Wohlstand und Sicherheit kennt. (Noch.) Und doch überwiegt oft der Eindruck des Mangels: Es reicht nie, es müsste mehr sein. Dankbarkeit dagegen öffnet die Augen für das, was wir haben: Beziehungen, die tragen, Momente, die nicht käuflich sind, Erfahrungen, die bleiben. Dank verändert den Blick – und damit auch uns.
Busse – ein schwieriges Wort. Es wirkt streng, altmodisch. Doch im Kern bedeutet es nichts anderes als Verantwortung: Fehler nicht vertuschen, sondern eingestehen. Nicht den anderen die Schuld zuschieben, sondern sagen: „Ja, da habe ich mich verrannt.“ Busse ist kein moralischer Strafzettel, sondern die Chance auf einen Neuanfang. Und wer wünscht sich das nicht – gerade in einer Zeit, in der Debatten oft von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt sind?
Beten – vielleicht das ungewohnteste Wort in heutiger Zeit. Doch auch hier lohnt sich ein zweiter Blick. Beten heisst, die Verbindung nicht abreissen zu lassen: mit Gott, mit dem, was trägt und übersteigt. Es ist eine Haltung des Vertrauens, die uns aus der Selbstfixierung löst. Beten schenkt Stille, Konzentration, Gelassenheit – Dinge, nach denen sich viele sehnen.
Das Evangelium des Bettags bringt es auf den Punkt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.“ Nicht der Besitz an sich ist das Problem, sondern die Haltung, wenn er zum einzigen Massstab wird. Wer nur dem Mammon dient, verliert das Wesentliche: Menschlichkeit, Vertrauen, Hoffnung.
Gerade deshalb ist der Bettag mehr als ein „alter Zopf“. Er ist ein stiller, aber aktueller Feiertag. Einer, der uns einlädt, neu zu ordnen, was wichtig ist. Dank – für das, was wir haben. Busse – für das, was nicht gelingt. Beten – für das, was uns übersteigt.
Vielleicht entdeckt die Schweiz an diesem Tag eines Tages wieder seine Kraft. Nicht als nostalgische Tradition, sondern als Hilfe für die Zukunft.

Pater Andy Givel, Gossau