Irene Hagmann, seit wann betreuen Sie welches Ressort im Gemeinderat?
Ich wurde 2019 zeitgleich mit Peter Künzle in den Gemeinderat gewählt. Gemeinsam entschieden wir, dass er sich des Ressorts Tiefbau/Umweltschutz annimmt, während ich die Verantwortung für das Ressort Schule übernehme. Als gebürtige Herisauerin war ich schon immer im Dorf engagiert und in vielen Vereinen tätig – dennoch stellte mich dieses Amt vor ganz neue Herausforderungen.
Was gehört konkret zu Ihrem Ressort?
Es umfasst alles, was mit der Schule Herisau zu tun hat. Dazu gehören die Zusammenarbeit mit der Schulleitung, den Lehrpersonen und allen weiteren in der Schule tätigen Personen. Auch die Musikschule fällt in meinen Zuständigkeitsbereich. Meine Arbeit betrifft die strategische Ausrichtung, operativ liegt die Verantwortung bei der Schulleitung. Als Ressortleiterin vertrete ich die Interessen und Anliegen der Schule im Gemeinderat. In letzter Zeit gab es viele Berührungspunkte mit dem Ressort Hochbau/Ortsplanung, um Lösungen für den knappen Schulraum zu finden.
Der Schulraum ist eine der Herausforderungen. Was beschäftigt Sie sonst noch?
Was uns neben bekannten Themen wie Digitalisierung oder Lehrpersonenmangel beschäftigt, ist die Heterogenität und die damit verbundene Integration in den Klassenzimmern. Kinder unterscheiden sich stark in ihrer Entwicklung, den kulturellen Hintergründen und den sprachlichen Voraussetzungen. Die Schule bewegt sich immer in einem Dreieck aus Kind, Schulpersonal und Eltern/Erziehungsberechtigten. Es muss also stets an mehreren Schrauben gedreht werden, um gemeinsame Lösungen zu finden.
Der «Herisauer Rahmen» steht für ein fortschrittliches Schulsystem. Was genau umfasst es?
Bei dem vorwiegend im Zyklus 2 eingesetzten Herisauer Rahmen stellen wir das vernetzte Lernen ins Zentrum. Themen werden fächerübergreifend behandelt und miteinander verknüpft. Durch die altersdurchmischten Gruppen im Atelierunterricht entsteht ein natürlicher Austausch, bei dem die Schülerinnen und Schüler auch voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen. Gleichzeitig fördern wir ihre Individualität und Stärken gezielt.
Wie wird die Schule in Zukunft aussehen?
Neben dem Herisauer Rahmen werden weitere Schulentwicklungsprojekte vorangetrieben, die für ein fortschrittliches Schulsystem werben. In der Oberstufe arbeiten wir mit dem System «Neigung», das auf Lernlandschaften und Inputlektionen basiert. Auch hier steht individuelles und praxisnahes Lernen im Mittelpunkt. Wichtig ist das gemeinsam gestecktes Legislaturziel, Schulinseln zu entwickeln und auf die Herausforderungen in den Schuleinheiten zu reagieren.
Wie bringen Sie Ihre Arbeit und das politische Engagement unter einen Hut?
Neben meiner Tätigkeit als Gemeinderätin arbeite ich in unserem Familienunternehmen, der Keller + Marquart AG. Vor drei Jahren übergaben mein Mann und ich die Geschäftsführung an unseren Sohn Marco, aber wir sind nach wie vor involviert. Weil ich meine Arbeit flexibel einteilen kann, schaffe ich mir den notwendigen Raum für die Aufgaben als Gemeinderätin.
Was ist Ihre Motivation, sich im Gemeinderat zu engagieren?
Herisau liegt mir am Herzen, ich bin hier verwurzelt und stark verankert. Deshalb möchte ich nur das Beste für unser Dorf. Das sage ich nicht nur als Gemeinderätin, sondern als Einwohnerin. Ich will ein gesundes und lebendiges Dorf, dafür setze ich mich tagtäglich ein. Als Gewerblerin wünsche ich mir manchmal, etwas mutiger und entscheidungsfreudiger zu sein, was in der Politik nicht immer einfach ist. Doch mit dem derzeit sehr engagierten Gemeinderat bin ich überzeugt, dass wir gemeinsam viel bewegen können.
Was möchten Sie der Herisauer Bevölkerung auf den Weg geben?
Ich wünsche mir, dass wir weiterhin gemeinsam in unsere Gemeinde und unsere Schule investieren – nicht nur finanziell, sondern auch mit Herzblut, Ideen und Engagement. Beides lebt vom Miteinander und von Werten wie Respekt, Verantwortung und Zusammenhalt. Zudem ist die Bildung unser wertvollstes Gut, weil sie den Grundstein für die Zukunft unserer Kinder und damit für die Zukunft unserer gesamten Gesellschaft legt.