«Du machst uns stolz!» Der Thaler Gemeindepräsident Felix Wüst brachte es auf den Punkt, was die annähernd tausend Freunde, Kollegen und Fans für Gefühle hegten, als mit Jolanda Neff die grösste Sportlerin der Gemeinde unter dem Spalier der Fahnen der Thaler Vereine durchschritt. Ein schöner Moment für alle Thalerinnen und Thaler.
Eine Goldmedaille und dreizehn Sonnenblumen
Seit zwei Jahren in Goldach wohnhaft
Ein schöner Moment aber auch für alle Goldacher. Denn seit zwei Jahren ist Jolanda Neff in Goldach wohnhaft. «Sie musste wohl erst nach Goldach umziehen, um olympisches Gold gewinnen zu können - nomen est omen», feixte der Goldacher Gemeindepräsident Dominik Gemperli in seiner humorvollen Ansprache, auch wenn er zugeben musste, die blondgelockte Sportlerin noch gar nie in natura gesehen zu haben.
Jedenfalls stellten die beiden Dorfchefs fest, dass man sich für ein gemeinsames Fest entschlossen habe, welches jetzt hier und heute in Staad, das ja zu Thal gehört, auf dem Sportplatz Bützel stattfinde. Und die Kosten – denn schliesslich waren alle Besucher auf Bratwurst und Getränke von den beiden Gemeinden eingeladen – würden fifty-fifty geteilt.
Der Sitz der Götter
Markus Gähwiler, Präsident des Radfahrervereins Altenrhein, für den Jolanda Neff an den Start geht, führte in einem historischen Rückblick auf den heiligen griechischen Berg Olymp. Den Sitz der Götter. Also quasi der Himmel der griechischen Mythologie. «Der Olymp ist der Himmel. Und genau dort bist Du jetzt! Aber wir vom RV Altenrhein, die wir dich seit vielen Jahren kennen, wissen, dass Du die Bodenhaftung nicht verlieren wirst.» Und Gähwiler machte noch eine Bemerkung zu den goldblonden Locken der Olympiasiegerin: «Deine Haarpracht lässt bereits auf das schliessen, was Du wirklich bist. Gut gelaunt, quirlig und einfach ein Sonnenschein.»
Regierungsrätin Laura Bucher überbrachte die Gratulation des Kantons St.Gallen. Passenderweise wohnt Laura Bucher in St.Margrethen und kennt Jolanda Neff bereits seit ihren Kindertagen. «Denn nicht nur Thal und Goldach können Jolanda für sich vereinnahmen, eigentlich hätten wir die Begrüssungsfeier in St.Margrethen abhalten müssten, wo sie während ihrer Kindheit gelebt hat», brachte sie spasseshalber vor. Aber bei gemeinsamen Übungen im Turnverein habe man schon damals gesehen, was für eine polysportive Begabung Jolanda habe. «Dazu sind Talent, Biss und die Liebe zum Sport gekommen.» Ja, so werden Träume wahr.
Hoi mitenand!
Die Olympiasiegerin selbst konnte es kaum fassen, wie viele Menschen sich zu ihrer Begrüssung eingefunden hatten und rief ihnen ein von Herzen kommendes «Hoi mitenand» zu. Sie schilderte in Beantwortung der Fragen von Moderator Thomas Keel, was für ein spezieller Moment die Siegerehrung gewesen sei: «Drei Schweizerinnen auf dem Podium. Einmalig!». Bis zum Abend sei sie kaum zum Verschnaufen gekommen. Interviews, die internationale Pressekonferenz, Dopingkontrolle usw.. Erst in den Abendstunden habe es dann eine Feier mit dem gesamten erfolgreichen Mountainbiketeam gegeben.
Die Atmosphäre bei den Bikern, die alle ausserhalb von Tokio auf einer Halbinsel, auf der sich auch die Rennstrecke befunden hat, Quartier bezogen hatten, sei gewesen «wie in einem Skilager.» Was Neff offenbar besonders getaugt hat. «Dazu die tolle, technisch schwere Strecke, die dir keine Zeit zum Nachdenken lässt. Ich habe mich auf das Rennen gefreut, wollte es einfach geniessen und habe mir keinen Druck gemacht. Denn ich musste nichts mehr beweisen.»
Dreizehn ist die Glückszahl der Familie Neff
Ex-Radrennfahrer Niki Rütimann, ehemals Teamgefährte von Bernard Hinault und Greg Lemond und siebenmaliger Teilnehmer der Tour de France überreichte der grossen Sportlerin eine Sonnenblume, der noch zwölf weitere Sonnenblumen durch die Eltern und Freunde vom RV Altenrhein folgten. Denn die Dreizehn ist die Glückszahl der Familie Neff, wie Mama Neff erklärte.
Anschliessend an den Festakt blieben die meisten der Besucher noch sitzen und hofften auf ein Selfie oder ein Autogramm oder vielleicht sogar ein kleines Schwätzchen mit der Olympiasiegerin. Die kurzfristig erschienene Jodelgruppe jodelte, die Blasmusik aus Thal blies in ihre Instrumente und aus den Alphörnern kamen alpine Grüsse.