Onlinehandel weiter attraktiv
Im zweiten Quartal hat sich die Einschätzung bezüglich der Geschäftslage bei den Detailhandelsunternehmen deutlich verbessert. Die Kauflust der Konsumenten zeigt sich im mengenmässigen Absatz und ist zu einem grossen Teil auf die überdurchschnittlich gute Konsumentenstimmung zurückzuführen. Der Detailhandel profitiert zudem weiterhin vom reduzierten Einkaufstourismus. Dieser befindet sich noch unter dem Vorkrisenniveau. So wird auch im aktuellen Quartal mit einer Stabilisierung auf hohem Niveau gerechnet.
Jedoch haben sich die Konsumentenpräferenzen verändert: Trotz Öffnungsschritten setzt sich der Trend weg vom stationären hin zum Onlinehandel fort. Viele Detailhändler haben entsprechend ihr eigenes Online-Angebot ausgebaut oder sich Plattformen angeschlossen.
Industrie verbessert sich – Bauwirtschaft auf gutem Niveau
Auch bei den Industrieunternehmen hat sich die Einschätzung zur Geschäftslage im vergangenen Quartal nochmals deutlich verbessert und wird aktuell besser beurteilt als vor der Pandemie. Dies widerspiegelt sich auch im Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten, der sich deutlich über dem langfristigen Durchschnitt befindet. In der Region St.Gallen-Appenzell ist der Auslastungsgrad der Produktionskapazitäten gar so hoch wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Zudem hat sich der Auftragsbestand in den letzten drei Monaten dank der hohen Auslandnachfrage deutlich verbessert. Das erhöht die Planungssicherheit bei den Unternehmen.
In der Bauwirtschaft stabilisierte sich die bereits vorher gute Geschäftslage auf hohem Niveau. Das zeigt sich besonders im Auslastungsgrad der Maschinen- und Gerätekapazitäten, der zuletzt nochmals zugenommen und gar den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende erreicht hat. Die erfreuliche Entwicklung ist dabei auf die gestiegene Nachfrage zurückzuführen. Zudem konnte die Bautätigkeit das zweite Quartal in Folge gesteigert werden, nachdem sie während eines Jahres abgenommen hatte. Die Witterungsbedingungen bremsten den Geschäftsgang jüngst etwas.
Preisentwicklung bereitet Sorgen
Ein Grossteil der Ostschweizer Unternehmen ist zuversichtlich, dass die Erholung anhält. Die Dynamik flacht jedoch ab. Dies ist in erster Linie dem Basiseffekt und der starken Erholung der letzten Monate geschuldet. Insgesamt gewinnt die konjunkturelle Erholung aber weiter an Breite. Für die nächsten Quartale bleibt eine erfolgreiche Impfkampagne zentral, um erneute Einschränkungen vermeiden zu können. Falls der Impffortschritt weiter stagniert, ist das weitere Vorgehen der Politik entscheidend. Mit der Ausweitung des Covid-Zertifikates könnte die Verflechtung von Wirtschaft und Gesundheit reduziert werden.
Sorgen bereitet den Unternehmen die Preisentwicklung der Rohstoffe und halbfertigen Güter. Ein erheblicher Teil der Unternehmen geht von steigenden Einkaufspreisen aus. Die steigenden Kosten können jedoch über alle Branchen hinweg zumindest teilweise an ihre Kunden weitergegeben werden. «Allerdings befinden sich nicht alle Unternehmen in der komfortablen Lage, dass sie über Preisgestaltungsmacht verfügen. Entsprechend kann die aktuelle Preisentwicklung die Gewinnmargen belasten. Der hohe Wettbewerb verstärkt diesen Effekt», führt Beat Schiffhauer aus.
Mit langfristig steigenden Preisen rechnen die Ökonomen des Konjunkturboards aber nicht. Alessandro Sgro ergänzt: «Mittel- bis langfristig dürfte die Preisentwicklung in der Schweiz stabil bleiben. Denn dank der guten Nachfrage investieren die Unternehmen in die Erweiterung ihrer Kapazitäten, was die Preise langfristig senken wird».