Die Enttäuschungen von Zug
In Estavayer begeisterte Samuel Giger. Wäre der Schlussgang zwischen Schwingerkönig Matthias Glarner und Armon Orlik noch etwa anderthalb Minuten länger gegangen und in einen Gestellten gemündet, hätte der 18-jährige Giger den Festsieg geerbt. Er hätte das Eidgenössische gewonnen, auch wenn ihm der Königstitel - weil er nicht im Schlussgang war - eventuell nicht zugesprochen worden wäre.
2019 war Giger unter der Saison noch weit leistungsfähiger als 2016. Für Zug war er für die Schweiz oder sicher für einen Drittel davon der erste Titelanwärter. Aber just an seinem wichtigsten Tag bis dorthin musste er die grössten Enttäuschungen hinnehmen. Im 1. Gang am Samstagmorgen brachte ihn der angriffige Aargauer Wirbelwind Nick Alpiger zu Boden. Eine Minute später brach Gigers Brücke ein. Zuvor hatte er zwei Jahre lang keinen einzigen Gang verloren. Kaum hatte er seine Aufholjagd in der mächtigen Zuger Arena gestartet, landete er erneut auf dem Rücken, nach drei Sekunden vom Luzerner René Suppiger mit einem Konter platt geworfen. Damit war er am zweitägigen Gipfeltreffen schon am frühen Samstagnachmittag aus der Entscheidung gefallen - genau wie der ebenfalls junge Zuger Mitfavorit Pirmin Reichmuth.
Schritte Richtung kompletter Schwinger
Schwingerkönig Matthias Sempach, der heute als TV-Experte Samuel Gigers Gänge beobachtet, kann sich vorstellen, dass Giger in jenem 2019 im Mentalen noch nicht ganz auf der Höhe war. Der Druck von aussen und von innen, dem sich Giger in Zug ausgesetzt sah, war riesig.
Sempach ist aber auch überzeugt, dass Giger jetzt, zwei Jahre später, in allen Bereichen ein nahezu kompletter Spitzenschwinger ist. Giger sei jetzt abgeklärter und ruhiger, sagt Sempach. Sogar von der einzigen Niederlage, die er in dieser Saison hinnehmen musste (im Schlussgang am Schwarzsee gegen Damian Ott), habe er möglicherweise etwas Positives, Förderliches mitnehmen können. So gesehen, ist Samuel Giger jetzt ein Routinier. Ein junger Routinier.